„Schule des Sehens“
Poetische Wissenschaften
An den Rändern des Lichts verebbt die Zeit, schwinden Energie und Materie, dehnt sich der Raum unendlich in das nicht „seiende“ Nichts.
An den Rändern des Lichts entsteht die Zeit, vermählt mit dem Raum entstehen Raumzeit und Materie – Energie und Masse, sich teilend, wachsend, sich wandelnd, sich relativierend – sich endlich, unendlich verdichtend.
Lichtgeschwindigkeit bedeutet Stillstand, ebenso unendlich verdichtete Masse.
Befruchten sich ewig zwei unendliche Zustände?
Ist das Ende ohne Ende – war der Anfang ohne Anfang?
Geht das nicht „Seiende“ über sich selbst hinaus?
Durch Evolution des Universums ist Leben entstanden, hat die Materie denken gelernt. Durch den menschlichen Geist erkennt und gestaltet die Schöpfung sich selbst.
HTeufel
„Schule des Sehens“
Einführung
Wir sind „Geworfene“ in die eigene Existenz. Wer über das „Hier und Jetzt“, den Augenblick des Alltags hinaus, seinen eigenen geistigen Raum entdeckt, der kann diesen durch eigene Gedanken betreten. Diese Träume weiten sich dann zu einem geistigen Gebäude aus Erinnerungen, Ideen und Zukünftigem.
Anfänglich haltlos, suchend, zweifelnd, alles negierend, stürzte ich in die Unendlichkeit des „Seins“.
Der aufrechte Gang geistiger Existenz entwickelte sich erst durch die eigene Lebensspanne.
Meine Phantasie berührte diese Welt, aus dem Geist spross der Widerspruch, daraus wuchsen Vorstellungen. Nichts war wirklich, alles konnte „sein oder auch nicht sein“.
Hinter jedem Stein weitet sich das Land, hinter jeder Welle erstreckt sich ein Meer, hinter jeder Wolke türmt sich ein Gebirge von Fragen.
In mir wuchs ein poetisches Wissen über die Welt, aber keine Wissenschaft.
Es war schwer, Antworten zu finden, die ich, dafür verantwortlich, mitteilen wollte, um diese mit anderen teilen zu können.
Ich denke, dem eigenen Leben Sinn gebend, können wir die Turbulenzen der Seele beruhigen. Wer geistig handelt, kann einen existentiellen Halt durch die Kunst erfahren.
Weiten wir unseren Horizont, empfindsam denkend können wir zu poetischen Wissenschaftlern werden, gestalten wir unseren geistigen Lebensraum auch mit den Mitteln der Fotografie.
Wir Heutigen haben die Freiheit, das Menschenrecht, unsere eigene Meinung in den Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung einzubringen. Nutzen wir hierfür selbstverantwortlich die Fotografie und die weltweite Kommunikation durch das Internet.
Das Geistige in der Fotografie
Raumzeit, Energie und Masse – Materie gestaltet und erkennt sich durch den menschlichen Geist selbst. Der Mensch ist ein Teil der Materie, ein Organ des Lebens, dieser Erde.
Es ist eine Bewusstseinsfrage sinnlicher und intellektueller Erkenntnisfähigkeit, diese Welt zu sehen, sie zu analysieren, zu schauen und mit künstlerischen Mitteln, der Fotografie, diese geistig, synergetisch als Bild zu gestalten.
Ich verstehe Fotografie als ein Medium, geistig Anteil zu nehmen am Schauspiel dieser Schöpfung.
Die Fotografie spricht viele Sprachen.
Ich habe dieses Medium erweitert, um philosophische Einsichten – alles wandelt sich, alles fließt – um unserer physikalisches Selbstverständnis – alles ist relativ, abbilden zu können.
Traditionelle Gestaltung
In der „Schule des Sehens“ stelle ich traditionelle und experimentelle Bildsprachen vor. Ich setze mich mit den unterschiedlichen Gestaltungsansätzen der traditionellen Kunst, der modernen Klassik, der Postmoderne auseinander, analysiere Stile und spreche über meine Vorstellungen zur Gestaltung.
Bildgestaltung unterliegt einem kulturevolutionären Prozess. Am Anfang geistiger Existenz stand die Deutung der Welt. Wir verloren die Religion und erfanden Wissenschaft.
Durch Erkenntnis wandelte sich auch die Sprache der Kunst, Symbol – Abbild – Experiment, aus vorgestellter Wirklichkeit wurde Realität.
Visuelle Kommunikation
Die Fotografie ist im Unterschied zu vielen traditionellen künstlerischen Ausdrucksformen sozial, informativ, kreativ angelegt. Fotografien können wir in Form unterschiedlicher Medien nutzen, vom Print bis zur weltweiten Präsentation im Internet, um miteinander durch visuelle Kommunikation ins Gespräch zu kommen.
Bilder brauchen eine formale Sprache.
Jede Sprache braucht eine Grammatik.
Um sich verständlich machen zu können, um visuell und intellektuell kommunizieren zu können, müssen wir eine gemeinsame Sprache sprechen. Diese gilt es zu definieren und kulturell zu nutzen. Die Gestaltung eines Bildes wird durch seine innere und äußere Ordnung, durch die Komposition zur Form entwickelt. Ich gestalte aus Elementen, Strukturen, Formen, Farben, Rhythmen, Proportionen und durch Bewegung Bildsysteme.
Bilder brauchen eine Bedeutungsebene
und eine Aussage.
Ich hinterfrage Sinnebenen, kulturelle Kontexte vergleichend und diskutiere deren Widersprüchlichkeiten dialektisch. Fotografische Themen: Reportage, Portrait, Landschaft-, Architektur- und Naturfotografie, wissenschaftlich-künstlerisch interpretiert, werden vorgestellt.
Der experimentelle Weg
Im Unterschied zum traditionell redundanten Weg, dem Erhalt kultureller Normen, steht der experimentelle Weg. Bedeutungen und raumzeitlich geordnete Objekte werden aufgelöst, das vermeintlich Sichtbare in Frage gestellt und verändert. Durch gänzlich andere Gestaltungsprozesse gehe ich über die Abbildung hinaus und schaffe „gestisch fotografierend“ neue Bildwelten.
Diese entstehen durch prozesshaftes Gestalten von Bewegung und Gleichzeitigkeit. Ich relativiere die augenscheinlich statische Erscheinung der Welt. Ich zeige, dass sich Raumzeit, Energie, Masse und Geist durch Wandlungen, analog den Aggregatzuständen, permanent neu formen.
Konzeptionell ethisch werde ich, im ganzheitlichen Sinn durch prozesshaftes Fotografieren eins mit der Welt.
Teile, Strukturen, Systeme
Mich interessiert das Wesenhafte, die Gestaltprozesse der Materie – Energie, Masse, Geist – ihre Evolution, ihre ständigen Wandlungen, diese bringen im Großen wie im Kleinen individuelle Teile, gemeinsame Strukturen und ähnliche Formen hervor.
Energie und Materie gestalten sich selbst, selbstähnlich, systemimmanent und durch Entropie sich auflösend, ganzheitlich.
Realität – Wirklichkeit
Leben wir im „Hier und Jetzt“? Ich denke, alles ist gleichzeitig und relativ.
Menschen schaffen eigene Wirklichkeiten und sind körperlich wie geistig vernetzte Wesen. Aus den Verbindungen von Erinnerungen und Wünschen, aus religiösen und ideologischen Überzeugungen, aus Vergangenem und Vorstellungen in die Zukunft, formen wir unseren Lebensweg, Augenblick für Augenblick, körperlich und geistig. Geistige Wirklichkeit und körperliche Realität sind also nicht deckungsgleich. Können wir diesen Zustand überwinden?
Durch vermeintliche Freiheit, den Unterschied zwischen Wirklichkeit und Realität nutzend, zerstören wir diese Welt.
Seien wir uns dessen bewusst. Auch wenn wir die Ganzheit der Realität nicht erfassen können, ist es dennoch an uns, diese nicht zu zerstören. Lernen wir zu verzichten.
Nutzen wir die Fotografie, um auf die Zerstörung hinzuweisen, um dieses Leben zu erfahren – schaffen wir, spielend, ein geistiges, ein poetisches Universum.
„Schule des Sehens“
Weltsichten
Anmerkungen
Lichtgeschwindigkeit bedeutet Stillstand – endlos verdichtete Materie auch.
Geht der Zustand des nicht „Seienden“ über sich selbst hinaus?
Ist das Ende ohne Ende, war der Anfang ohne Anfang?
Mag sein – an den Rändern des Lichts verebbt die Zeit, schwindet der Raum, vergehen Energie, Materie, Geist und werden wieder und wieder geboren.
Ich denke – aus der Stille des Nichts atmet das Universum, singt, tanzt, spielt das Lied, das wir Schöpfung nennen.
Leben, sterben, alles wandelt sich miteinander und das Leben hat sich erweitert, denn das Leben hat denken gelernt.
Es wird gesagt: „Am Anfang war das Fleisch und aus Fleisch ward Geist.“ So fügte es sich, dass die Schöpfung sich selbst, durch den Geist des Menschen, erkennen kann. Liegt es seither in unserer Hand, zu herrschen, zu richten oder uns einzubringen, in die Ganzheit dieser Schöpfung?
Jeder Mensch interpretiert die Welt selektiv und reduziert damit die Komplexität dieser ganzheitlichen Schöpfung auf sein individuelles Maß. Individualität entsteht also aus der gedanklichen Differenz zwischen Objekt und Subjekt. Das Objekt wird dementsprechend nicht ganzheitlich wahrgenommen. An diesem Punkt wird Freiheit zum Problem. Denn unwissend oder auch bewusst zerstören wir Natur und andere Kulturen. Könnten wir ein neues Selbstverständnis schaffen, das über unsere individuelle Freiheit und Standpunktnahme hinausgeht?
Mensch Kultur Gesellschaft
Wir sind behindert durch und ausgestattet mit unserem Verstand. Die Genese unseres Geistes bindet uns an die Natur und lässt uns darüber hinaus denken. Menschen können sinnlich erleben, meditativ erfahren, logisch kausal denken. Wir haben uns durch religiöse und ideologische, idealistisch motivierte Vorstellungen von der Natur entfremdet.
Überdenken wir unsere Ideale.
Humanität und Menschenrechte, das „Recht“ auf materielles „Glück“ bedingen und fördern zwangsläufig global die ökonomische Ausbeutung und Zerstörung von Umwelt und die Vernichtung der Ressourcen.
Das ist dumm, denn grenzenlose Freiheit, derart umgesetzt, zeugt nur von triebgesteuerter Habgier. Macht und Besitz sollten sinnvoll nur dem Überleben dienen, nicht zur Bereicherung Einzelner, nicht zur Zerstörung der Erde führen.
Wissenschaft schafft Wissen.
Durch transdisziplinäre Forschung und eine kulturökologische Ausrichtung unserer Werte könnten wir Menschen diese Erde wieder in ihre natürliche Balance bringen. Überwinden wir alle Religionen, Ideologien und unser egozentrisches Selbstverständnis. Nutze jeder Einzelne seine Freiheit, um sich individuell selbstbestimmt, konzeptionell, organisch an das Leben anzupassen. Das Leben braucht den Tod, nehmen wir uns nur, was wir benötigen.
Ich predige immer wieder, nicht der Mensch ist das Maß aller Dinge, die Menschheit ist ein Organ des Planeten Erde. Durch den Geist des Menschen erkennt diese Schöpfung sich selbst. Überwinden wir unsere natürlichen Triebstrukturen und kultivieren wir ein geistiges Selbstverständnis, das uns befähigt, Natur und Kultur in eine ganzheitliche Beziehung zu bringen. Freiheit kann nicht grenzenlos sein. Besinnen und einigen wir uns auf eine ökologisch orientierte Ethik.
Lernen wir zu verzichten, lernen wir zu spielen.
Nutzen wir entsprechend naturwissenschaftliches Erkennen zur Integration in die natürlichen Kreisläufe.
Erkennen wir die Kunst als menschenwürdigen Weg.
Die Grundlage meiner Arbeit als Künstler ist Empfindsamkeit, Empathie, die Reflexion von Wissen, in Verbindung mit Phantasie, Kreativität und Ratio. Ich bezeichne das als poetische Wissenschaft.
Schaffen wir eine geistige, sinnliche Welt, kommunizieren wir mit Worten und fotografierten Bildern, verhalten wir uns dem Menschen würdig.
Wer hören kann, erlebt innere Stille.
Wie ein Ozean ohne Wind spannt sich dann die Unendlichkeit des eigenen Seins – zeitlos, leer, empfänglich. Ein Tropfen, einem Gedanken gleichend, reicht, um das Spiel der geistigen Schöpfung zu beflügeln.
Schauen wir – hinter jedem Stein weitet sich ein Land, hinter mancher Welle erstreckt sich ein Meer, hinter manchem Berg türmt sich ein Gebirge von Fragen.
Die Kamera kann ein Werkzeug sein, das unsere schöpferischen Möglichkeiten erweitert. Wir können erforschen, abbilden, kommentieren, kreativ gestalten und kommunizieren.
Es ist die Kunst, die, durch die Hochzeit der Sinne und der Erkenntnis vereint, uns Freiheit verleiht. Wieder und wieder können wir, den Flügeln der Morgenröte gleichend, unsere Welt neu erleben, erfinden und gestalten, lernen wir, wie Kinder zu spielen, teilen wir uns mit.
Wer Bilder macht, zerstört nicht, er nimmt teil am Ganzen und teilt mit anderen seine Vorstellungen.
Fotografie hat viele Gesichter, gestalten wir diese mit der Kamera.
Die Erde gehört uns nicht.
Die Menschheit ist nur ein Organ des Lebens, jeder Mensch vielleicht eine Zelle. Begrenzen wir uns, unsere Hybris. Ich schlage vor, unterschiedliche Freiräume für Natur und Kultur zu schaffen. Natur braucht ungestörte Reviere, die wir Menschen nicht nutzen dürfen.
Seit 1972 habe ich gefordert, dass Landschaften, dass Wälder, die der Mensch weltweit vernichtet hat, wieder regeneriert werden. Wälder stehen für Artenvielfalt, sie regulieren das Klima, verbrauchen CO2 und produzieren Sauerstoff. 1976 habe ich regional typische Landschaften zurück in die Städte gebaut. Ich denke seit Jahren über Konzepte zur Umweltgestaltung nach.
Seit vielen Jahren versuche ich, durch meine „Schule des Sehens“, auf die Schönheit dieser Welt aufmerksam zu machen, diese zu erklären, ich fordere Kultur und Natur – vereint – regional typisch zu gestalten, ich fordere Freiräume für die Natur und ein poetisch geistiges, dem Menschen würdiges Reich.
HTeufel
Der Auszug des folgenden Textes stellt einen Beitrag Heinz Teufels dar zu dem Buch „Führung.Macht.Sinn. Ethos und Ethik für Entscheider in Wrtschaft, Gesellschaftt und Kirche“, erschienen beim Friedrich Pustet Verlag (2010) Regensburg, Herausgeber Uto Meier & Bernhard Sill.
„ … “
Der Mensch erlebte in seinen Anfängen durch Bewusstwerdung
eine Distanz zur Natur und zum eigenen Körper. Er trennte Körper und Geist,
Kultur und Natur. Der Mensch verließ in Folge seiner Erkenntnisse die
Regelkreise der Natur und passte einseitig die Natur an seine Bedürfnisse
an. Die Realität mit unseren Vorstellungen von Wirklichkeit verwechselnd,
zerstören wir seither diese Welt, selbstverliebt, selbstherrlich dominant.
„…“
Gestalten wir unsere Umwelt als synergetische Einheit von Natur und Kultur und
entwickeln wir geistige Welten. Mensch sein bedeutet für mich, eine neue
Qualität der Schöpfung selbstverantwortlich zu realisieren, die Einheit von
Körper und Geist zu leben, die Einheit von Natur und Kultur zu gestalten,
unsere relative Freiheit nutzend, bewusst zu sein und verantwortlich für
sich selbst und das Ganze zu handeln. Passen wir uns durch ganzheitlich
ökologisch zu entwickelnde Strategien an und schreiben wir die Geschichte
der Evolution mit geistigen Mitteln gestaltend fort.
…“
Von wesentlicher Bedeutung ist für mich die Notwendigkeit einer
geistigen Erneuerung des Menschen und unserer Kultur durch die Kunst.
„…“
Nutzen wir unsere Möglichkeiten, durch Visualisierung
und Inszenierung eigener Vorstellungen und Erkenntnisse, durch Ausdruck
persönlicher Gefühle, uns mitzuteilen und einzubringen. Die Sprache der
Kunst, der Fotografie wird erst durch Gestaltung informativ, kommunikativ,
ermöglicht den Dialog. Heinz Teufel